Alexander-Heer

…Boula´s Vineyard in seiner ganzen Dimension,

war zu Beginn nicht klar zu erfassen. Wir wühlen uns durch temporäre Fragmente wie dornigem Gestrüpp, eingestürzten Trockenmauern und jahrzehntealtem Wurzelwerk. Mehrere Expeditionen über zwei Jahre hinweg sind nötig, um in einem Zeitfenster von zwei Wochen wieder weinbauliche Strukturen auf Boula´s Vineyard zu schaffen. Wir wissen nicht warum wir uns gerade diesen bestimmten Ort in der Ägäis aussuchen, aber exakt hier finden wir die autochthonen Reben und schmecken die Geschichte als Salz auf unseren Lippen.

Eine Arbeit, die sich dann 2013 auch optisch auszahlt. Mit einem Team von sechs Weggefährten schaffen wir das Tagwerk hin zu einer Bodengare von wenigen Stunden. Die Interimsbrache wird gepflügt und geeggt. Der rostrote Hämatitanteil der drei Terrassen liegt aufgebrochen vor unseren Augen. Der Boden verströmt diesen nur schwer zu beschreibenden Atem von Feuchte, Kühle und pilzlichen Nuancen. Wir ertappen uns dabei nur auf Zehenspitzen durch das frische Feld zu laufen. Mit großem Respekt zeilen wir die Fläche noch an diesem Tage für die Pfropfreben aus und verschließen in den Abendstunden das neue Tor unserer umfriedeten Schöpfung.

Nun wird es Zeit die veredelten thasischen Reben schnell in den Boden zu bekommen. Wir pflanzen mit einem Stockabstand von 75 Zentimetern bei einer Gassenweite von 150 Zentimetern. Engpflanzung heißt diese Technik, die so alt ist wie der Weinanbau in diesen Breiten selbst. So induzieren wir, dass die jungen Rebwurzeln tief in den Boden fußen können, um sich das kostbare Nass zu holen. Wir sind motiviert und die Arbeit geht uns gut von der Hand. Die Bewässerung ist installiert.

Es offenbart sich eine neue Landschaft. Nach dreißig Jahren wehen die Aufwinde des Tages und die Abwinde der Abendstunden ungehindert über die majestätische Weite dieser drei Terrassen. Es ist ein dankbarer Moment und wir begreifen, dass wir nun ein Teil dieser Entbehrung sind. Zu Gast in einer seit Jahrtausenden existierenden Weinlandschaft um Megalos Prinos.

Kazaviti – Das Haus der Rebe.